Danach – Szenisches Erinnern der Shoah
Vortrag von Dr. Kurt Grünberg
Zur Tradierung extremen Traumas in Deutschland referiert Dr. Kurt Grünberg vom Sigmund-Freud-Institut (Frankfurt/Main). Angesichts des unüberwindbaren Bruchs, den Auschwitz in der Geschichte markiert und den die Shoah in den Lebenszusammenhängen von Überlebenden und ihren Angehörigen darstellt, nähert sich Grünberg dem Danach dieses Bruchs. Bezogen auf eine Videoaufnahme wird das Konzept des „Szenischen Erinnerns der Shoah“ illustriert. Dieses Konzept basiert darauf, dass Überlebende ihre Erfahrungen wesentlich nonverbal und szenisch erinnern und tradieren. „Szenisches Erinnern der Shoah“ vermittelt sich in den Beziehungen zu Nachkommen, Mitmenschen und Umwelt – und so auch in den Erfahrungen von Ausgrenzung und Antisemitismus im Deutschland von heute. Die Veranstaltung wird von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Siegerland e. V. parallel zur Ausstellung „Viktor Naimark und Sascha Neroslavsky: Continuous“ durchgeführt.
Kurt Grünberg studierte Psychologie und Erziehungswissenschaften in Marburg und promovierte an der Leibniz Universität Hannover. Er ist Psychoanalytiker in freier Praxis und am Frankfurter Sigmund-Freud-Institut im Forschungsbereich der psychosozialen Spätfolgen der Shoah im post-nationalsozialistischen Deutschland, der transgenerationalen Trauma-Tradierung und zum Thema Antisemitismus-Erfahrungen der Dritten Generation tätig. Er gehört zu den Gründern des Treffpunkts für Überlebende der Shoah und publizierte zu diesen Fragestellungen.
